Workation im Reisevertrieb
Welche Chancen bieten Workation und Bleisure Travel für den Reisevertrieb?
Workation
Dem Alltag entfliehen, neue Eindrücke erleben und gleichzeitig den beruflichen Verpflichtungen nachkommen? In der modernen Arbeitswelt, in der die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zunehmend verschwinden, ist das möglich. Die Kombination aus Work (Arbeit) und Vacation (Urlaub) ermöglicht es Mitarbeitenden, an den schönsten Orten der Welt produktiv zu bleiben.
Für Berufstätige bietet Workation somit eine Verbindung von Produktivität und Erholung, während auch ArbeitgeberInnen der Reisevertriebsbranche von den Vorteilen dieser flexiblen Arbeitsweise profitieren.[1] Für Reisebüros bietet Workation ebenso spannende Möglichkeiten im Angebotsbereich und intern im Employer Branding.
Wie kann eine Workation optimal gestaltet werden?
Welche Vor- und Nachteile erwarten ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen?
Welche Herausforderungen gilt es zu bewältigen, und worauf sollte besonders geachtet werden?
Exkurs: Bleisure Travel
Bleisure, eine Kombination aus Business und Leisure, ist von Workation zu unterscheiden. Bei Bleisure werden Geschäftsreisen mit Freizeitaktivitäten verbunden, häufig indem eine Dienstreise um einige Tage verlängert wird, um die lokale Kultur zu erkunden oder sich zu entspannen. In diesem Fall erfolgt – im Gegensatz zur Workation – eine vollständige Abmeldung von der Arbeit während dieser zusätzlichen Tage.
Arbeitnehmerperspektive
Eine Workation ist nicht für jeden geeignet. Die folgenden Vor- und Nachteile sollten berücksichtigt werden, um Mitarbeitenden bei der Entscheidung zu helfen, ob eine Workation für sie persönlich sinnvoll ist.[2]
- Workation gibt ArbeitnehmerInnen mehr Flexibilität in ihrem Arbeitsleben und kann zu einer besseren Work-Life-Balance führen.
- Die Verbindung einer Reise mit der Arbeit kann die Kreativität und die Bereitschaft, mit neuen Arbeitsformen zu experimentieren, steigern.
- Workation bietet die Möglichkeit, den Austausch mit Gleichgesinnten zu finden.
- Attraktive Reiseziele und Arbeitsverpflichtungen können kombiniert werden.
- Der Druck während einer Reise einsatzbereit zu sein, kann einen unangenehmen Unterschied zu regulären Urlaubsreisen darstellen.
- Für manche Mitarbeitende kann eine Workation eher als ungewollter Eingriff in die Privatsphäre empfunden werden, anstatt einen positiven Beitrag zur Work-Life-Balance zu leisten.
- Es ist möglich, dass Kritik von Arbeitskollegen auftritt, oft bedingt durch Neid oder Missgunst.
Unternehmensperspektive
Auch für Unternehmen kann Workation sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringen.[2]
- Workation unterstützt das Employer Branding, stärkt das Arbeitgeberimage und erleichtert langfristig die Suche nach qualifizierten MitarbeiterInnen.
- Die Mitarbeitermotivation wird gesteigert und erhöht so die Arbeitsproduktivität erhöhen.
- Besonders junge Nachwuchskräfte können durch Workation gewonnen werden.
- Workation kann durch den hohen Kommunikations- und Koordinationsaufwand Mitarbeitende im Büro überlasten.
- ArbeitgeberInnen verlieren während der Workation die Kontrolle darüber, wie Mitarbeitende ihre Aufgaben erledigen.
- Eine Verschlechterung der Stimmung im Büro sowie eine Erhöhung des Konfliktpotenzials können mögliche Folgen von Workation sein.
Angebotserstellung und Zielgruppengewinnung
In der modernen Arbeitswelt verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zunehmend, wodurch Konzepte wie Workation und Bleisure Travel immer attraktiver werden. Reisebüros können davon profitieren, indem sie Partnerschaften mit Hotels eingehen, die besonders jüngere Zielgruppen ansprechen. So lassen sich maßgeschneiderte Angebote entwickeln und das bestehende Portfolio um spezielle Workation-Pakete erweitern. Diese Angebote müssen sich nicht nur auf Workation beschränken – viele ArbeitnehmerInnen interessieren sich auch für Bleisure Travel, wo innovative Angebote ebenfalls von Vorteil sein könnten.
Workation als Potential?
Das Potenzial für Workation ist vorhanden. Etwa 11 % der Deutschen haben bereits Erfahrungen mit einer Workation gemacht.[3] Rund 25 % der Deutschen[4] sind daran interessiert, haben es jedoch bisher noch nicht ausprobiert. Gleichzeitig gaben in einer Umfrage vom Januar 2023 66 % der Befragten an, noch nie von Workation gehört zu haben. Trotzdem bieten bereits etwa 15 % der deutschen Unternehmen ihren Mitarbeitenden Workation-Möglichkeiten an.[5]
Die moderne Arbeitswelt befindet sich im Wandel, und Reisebüros können dabei eine entscheidende Rolle spielen, sofern sie den Trend erkennen und nutzen. Im Folgenden wollen wir aufzeigen, wie neue Angebote und Workation-Pakete aussehen können, die speziell auf die Bedürfnisse dieser besonderen Reisenden zugeschnitten sind.
Workation-Pakete
Arbeit im Urlaub: Was brauchen die ArbeitnehmerInnen?
Für die erfolgreiche Durchführung einer Workation sind einige essentielle Einrichtungen vor Ort notwendig. Zu den grundlegenden Anforderungen gehören schnelles, zuverlässiges Internet sowie ein komfortabler Arbeitsort. Zudem können Coworking-Spaces oder private Büros einen erheblichen Mehrwert bieten und die Arbeit am Urlaubsort erleichtern. Bei der Planung einer längerfristigen Workation sollte auch eine größere Auswahl an Unterkünften zur Verfügung stehen, wie beispielsweise Ferienwohnungen anstelle von Hotels oder Co-Living-Optionen.[6]
Bei der Planung einer Workation sollte jedoch die Urlaubsseite nicht vernachlässigt werden. Eine entspannte und lokal ausgerichtete Reiseerfahrung trägt maßgeblich zu einer positiven Workation bei.[7] Daher sind eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und umfassende Informationen zu lokalen Sehenswürdigkeiten von großer Bedeutung.[6]
Es gibt jedoch einige Aspekte, die vermieden werden sollten. Bei einer Workation sind autonome Reiseerfahrungen in der Regel nicht ideal. Die Reise sollte sorgfältig geplant werden, und der Reisende sollte gegebenenfalls ausreichende Unterstützung erhalten. Zudem sollte man nicht nur ausländische Workation-Pakete in Betracht ziehen, da einige Unternehmen derzeit lediglich Workation innerhalb Deutschlands erlauben. Solche Angebote sind daher notwendig, da internationale Pakete für bestimmte Reisende keine Option darstellen.[5]
Attraktive Workation-Pakete für jeden Bedarf
Eine Workation sollte auf die Bedürfnisse und Vorlieben der Reisenden abgestimmt sein. Es gibt viele verschiedene Ansätze, um die richtige Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu finden. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass Workation-Reisende in der Regel ungern zusätzliche Urlaubszeit für die Planung von Ausflügen oder anderen Aktivitäten aufwenden.
Die Erfahrung der lokalen Kultur zählt für viele Reisende zu den wichtigsten Prioritäten. Organisierte Kulturprogramme außerhalb der Arbeitszeit bieten eine einfache Möglichkeit, den „Urlaubsort“ zu erkunden, ohne dass die Reisenden selbst viel planen müssen. Solche Angebote ermöglichen es den Besuchern, authentische Einblicke in die Kultur zu erhalten und gleichzeitig ihre Freizeit optimal zu nutzen.
Für viele Workation-Reisende ist es nach einem Arbeitstag nicht einfach abzuschalten. Daher können Meditationsprogramme eine sinnvolle Unterstützung bieten. Angebote in Hotels oder Resorts sind eine der unkomplizierteren Ideen, um solche Programme anzubieten und den Gästen zu helfen, sich zu entspannen und den Arbeitstag hinter sich zu lassen.
Es ist äußerst vorteilhaft, den Reisenden während ihrer Workation Erlebnisse zu bieten. Die Arbeitszeiten stellen dabei die größte Herausforderung dar und können die Planung erschweren. Aufgrund dieser zeitlichen Einschränkungen könnten jedoch organisierte oder flexible Angebote besonders ansprechend sein. Sie ermöglichen es den Reisenden, das Beste aus ihrer Zeit zu machen und gleichzeitig ihre beruflichen Verpflichtungen zu erfüllen.
Kreuzfahrten könnten eine ausgezeichnete Option für eine Workation sein, vorausgesetzt, die Ausstattung stimmt. Die Hauptaufgabe eines Reisebüros wird darin bestehen, Kreuzfahrten zu finden, die über schnelles, zuverlässiges Internet, geeignete Arbeitsplätze und IT-Support verfügen. Diese Aspekte sind entscheidend, um eine Workation auf dem offenen Meer zu ermöglichen.
Ein Beispiel aus Barcelona:
Obwohl das Konzept der Workation relativ neu ist, gibt es bereits mehrere Initiativen. Länder wie Indien, Barbados und Costa Rica bieten spezielle Fernarbeitsvisa an, während Unternehmen wie Airbnb, Marriott und Hilton Arbeitsreisepakete im Angebot haben.
Ein Beispiel dafür ist die Kampagne „Barcelona Workation“, die von den örtlichen Tourismusbehörden ins Leben gerufen wurde, um die Stadt als attraktives Ziel für remote arbeitende Fachkräfte zu fördern. Mit dem Hashtag #workfrombarcelona und dem Slogan „Move your desk, change your life“ möchten sie Reisende ermutigen, ihre Workation in Barcelona zu verbringen. Die Initiative umfasst ein umfassendes Paket, das Unterkünfte und eine vorübergehende Krankenversicherung beinhaltet. Zusätzlich gibt es einen Museumspass für über 25 Museen sowie spezielle Angebote bei verschiedenen Fitnessstudios, Coworking-Spaces und Transportdienstleistern, um die Urlaubserfahrung abzurunden.[8]
Rechtliche Fallstricke – Was muss man bedenken?
Es gibt überzeugende Argumente für beide Seiten, jedoch bringt die Einführung von Workation und Bleisure Travel sowohl für Unternehmen als auch für Arbeitnehmende einige Herausforderungen mit sich. Dabei sollten insbesondere folgende Punkte berücksichtigt werden:[9]
Beim Arbeiten im Ausland können Einkommensteuerverpflichtungen des/der ArbeitnehmerIn sowie Lohnsteuerverpflichtungen des/der ArbeitgeberIn entstehen. Jedes Land hat hier seine eigenen Regeln, welche berücksichtigt werden müssen. Bei Doppelbesteuerungsabkommen ist die 183-Tage-Reglung zu beachten: ArbeitnehmerInnen bleiben in den meisten Fällen im Heimatland einkommensteuerpflichtig, wenn sie sich maximal 183 Tage im Ausland aufhalten.
Hier bestimmt das Aufenthaltsland, ob eine Sozialversicherungspflicht ausgelöst wird oder nicht. In vielen Fällen können ArbeitnehmerInnen während einer Workation in der deutschen Sozialversicherung versichert bleiben. Allerdings sollte immer überprüft werden, ob im Ausland ausreichend Versicherungsschutz gegeben ist.
Arbeitsgesetze unterscheiden sich je nach Land, in dem die Arbeit verrichtet wird. Innerhalb der EU (mit Ausnahme von Dänemark) gilt für Workation das Recht des Landes, in dem der Arbeitnehmer normalerweise tätig ist. Außerhalb der EU können jedoch andere Regelungen greifen. Besonders im Hinblick auf Mindestschutzvorschriften für Arbeitnehmer ist Vorsicht geboten: Hier muss immer das Gesetz angewendet werden, das für die Beschäftigten am vorteilhaftesten ist – unabhängig davon, ob es aus dem Heimatland oder dem Aufenthaltsland stammt.
In einigen Ländern kann für Beschäftigte eine Arbeitserlaubnis erforderlich sein. Innerhalb der EU genießen Unionsbürger jedoch Freizügigkeit und dürfen in allen Mitgliedstaaten ohne zusätzliche Arbeitserlaubnis arbeiten. Dennoch sollten die jeweiligen melderechtlichen Pflichten der einzelnen EU-Länder beachtet werden, da hier je nach Staat unterschiedliche Regelungen gelten können.
Wie können Workation und Bleisure Travel den Reisevertrieb stärken?
Entdecke, wie die Verschmelzung von Arbeit und Urlaub neue Umsatzmöglichkeiten schafft und gleichzeitig Vorteile für die eigenen Mitarbeitenden bietet.