Quereinsteiger im Reisevertrieb

Wie kann der Reisevertrieb von Quereinsteigern profitieren?

QuereinsteigerInnen

Neue Wege in der Berufswelt

QuereinsteigerInnen sind Personen, die in ein neues Berufsfeld wechseln, ohne eine formale Ausbildung oder ein Studium in diesem Bereich absolviert zu haben. Oft bringen sie jedoch wertvolle Erfahrungen und Fähigkeiten aus vorherigen Tätigkeiten oder Lebensbereichen mit, die sie in der neuen Position einsetzen können. [3]

Steigendes Interesse an Quereinsteigerjobs: Hohe Jobwechselbereitschaft treibt den Trend

Die Suche nach Quereinsteigerjobs nimmt zu, was sich in der steigenden Anzahl von Suchanfragen zu diesem Thema zeigt. Der Begriff „Quereinstieg“ gehört mittlerweile zu den Top 15 Suchbegriffen auf Jobportalen, was auf ein wachsendes Interesse hinweist. Dieser Trend ist besonders seit 2021 zu beobachten und wird durch eine hohe Jobwechselbereitschaft der ArbeitnehmerInnen unterstützt. Laut dem Gallup Engagement Index planen 45 % der Angestellten, innerhalb eines Jahres ihren aktuellen Arbeitgeber zu verlassen, was viele dazu bewegt, neue berufliche Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. [3]

Trotz dieses Trends werden QuereinsteigerInnen nur in einem geringen Umfang aktiv angesprochen: Nur in 180 von rund 30.000 untersuchten Stellenanzeigen für Fach- und Führungskräfte werden sie konkret aufgefordert, sich zu bewerben. Ein Großteil der Stellenanzeigenschaltung mit Bezug auf QuereinsteigerInnen findet in Berufsgruppen des Vertriebs und Verkaufs statt.[4]

Frischer Wind im Unternehmen: Neue Perspektiven durch QuereinsteigerInnen

QuereinsteigerInnen bieten Unternehmen eine wertvolle Chance, frische Perspektiven und innovative Ideen einzubringen. Durch ihre vielfältigen Erfahrungen aus unterschiedlichen Berufsfeldern bringen sie nicht nur neue Ansätze mit, sondern auch eine breite Palette an übertragbaren Fähigkeiten, die in ihrem neuen Arbeitsumfeld von großem Nutzen sein können, da unterschiedliche Blickwinkel auf Herausforderungen zu neuen Lösungsansätzen führen.

QuereinsteigerInnen bringen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit mit und können sich schnell auf neue Gegebenheiten einstellen und Herausforderungen effektiv meistern. Diese Eigenschaften sind besonders in dynamischen Arbeitsumgebungen von Bedeutung, wo Veränderungen häufig und unerwartet auftreten können. Zudem wählen viele QuereinsteigerInnen bewusst den Wechsel in ein neues Berufsfeld, was oft mit einer hohen Motivation und einem starken Engagement für ihre neue Tätigkeit einhergeht.

Allerdings erfordert der Quereinstieg auch ein gewisses Maß an Erwartungsmanagement. Sowohl QuereinsteigerInnen als auch ArbeitgeberInnen müssen realistische Erwartungen an die Rolle und die Verantwortlichkeiten haben. Es ist wichtig, dass Unternehmen klar kommunizieren, welche Qualifikationen wirklich erforderlich sind und welche Fähigkeiten erlernt werden können. Durch gezielte Unterstützung und Weiterbildungsmöglichkeiten können QuereinsteigerInnen die notwendigen Kenntnisse erwerben, um erfolgreich in der neuen Position zu sein .[3]

Erfolgreiche Rekrutierung von QuereinsteigerInnen

Um QuereinsteigerInnen erfolgreich zu rekrutieren, sollten Unternehmen einige gezielte Strategien umsetzen. Zunächst ist es wichtig, in den Stellenanzeigen klar zu kommunizieren, dass BewerberInnen aus anderen Berufsfeldern willkommen sind. Durch eine offene Formulierung, die nicht an spezifische Ausbildungsanforderungen gebunden ist, können fachfremde BewerberInnen ermutigt werden, sich zu bewerben.

Neben der Ansprache ist es wichtig, die Potenziale zu betonen, die QuereinsteigerInnen mit sich bringen. Dazu zählen nicht nur ihre Erfahrungen aus anderen Bereichen, sondern auch ihre Motivation, Neugier und Lernbereitschaft. Unternehmen sollten daher in den Anforderungsprofilen weniger auf konkrete Fachkenntnisse setzen, sondern vielmehr Soft Skills wie Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke hervorheben. Dennoch ist es wichtig, die tatsächlich relevanten Qualifikationsanforderungen klar zu kommunizieren, um realistische Erwartungen an die BewerberInnen zu setzen und eine gute Passung zwischen KandidatIn und Position sicherzustellen. Die Stellenanzeigen sollten konkret die Aufgaben und Anforderungen der Position beschreiben, dabei jedoch darauf achten, dass QuereinsteigerInnen sich angesprochen fühlen und nicht nach einem „Idealkandidaten“ gesucht wird. Eine präzise und zielgerichtete Ansprache, die mit Eyecatchern arbeitet, kann die Aufmerksamkeit von BewerberInnen mit fachfremden Hintergründen erhöhen.

Um QuereinsteigerInnen bei der Einarbeitung zu unterstützen, empfiehlt es sich, Weiterbildungsangebote explizit in der Anzeige zu erwähnen. So signalisieren ArbeitgeberInnen, dass sie bereit sind, QuereinsteigerInnen dabei zu unterstützen, sich das nötige Fachwissen anzueignen und sich weiterzuentwickeln. Ein strukturierter Onboarding-Prozess mit festen AnsprechpartnerInnen kann den Einstieg zusätzlich erleichtern .[3] [4]

Beispiel: Die Reiserei

Die Reiserei – Ein Beispiel eines Berliner Reisebüros, das QuereinsteigerInnen aufnimmt und intensiv „on-the-job“ trainiert. In den ersten Wochen werden neue MitarbeiterInnen direkt in den Arbeitsalltag eingebunden und lernen, Buchungssysteme zu bedienen und KundInnen zu beraten. Dieses Modell zeigt, dass auch ohne tourismusspezifische Vorerfahrung ein erfolgreicher Einstieg in die Branche möglich ist​. Weitere Informationen finden Sie hier.

Beispiel: TUI Initiative Quereinsteiger

TUI hat mit der „Initiative Quereinsteiger“ eine Social-Media-Kampagne gestartet, um Menschen ohne Tourismuserfahrung anzusprechen. Auf Plattformen wie Instagram und LinkedIn zeigen sie authentische Einblicke ins Unternehmen und lassen erfolgreiche QuereinsteigerInnen zu Wort kommen. So wird nicht nur ein Job vermittelt, sondern das Erlebnis, Teil einer dynamischen Reisecommunity zu werden. Diese Strategie hat bereits viele neue Talente angezogen.

Beispiel: Protours Quereinsteiger-Paket für Reisebüros

Protours unterstützt QuereinsteigerInnen durch ein spezielles Paket, das den Einstieg in Partner-Reisebüros erleichtert. In Zusammenarbeit mit dem IST-Studieninstitut wird eine sechsmonatige Inhouse-Schulung „Reiseberaterin/Reiseberater (IST)“ angeboten, die berufsbegleitend erfolgt und vergünstigt bereitsteht. Zusätzlich erhalten Partnerbüros Leitfäden und Zugang zu Weiterbildungsangeboten wie Verkaufsschulungen und Fachprogrammen. So sollen Reisebüros gezielt bei der Suche und Entwicklung geeigneter QuereinsteigerInnen im Reisebereich unterstützt werden.

Integrationspotential von AsylbewerberInnen

Integrationspotenziale von AsylbewerberInnen im Tourismus

Die Integration von AsylbewerberInnen im Tourismussektor bietet eine Chance, dem Fachkräftemangel der Branche entgegenzuwirken. Besonders im Hotel- und Gaststättengewerbe besteht ein hoher Bedarf. Viele Asylsuchende sind motiviert, sich beruflich zu integrieren, und bringen oft wertvolle Fähigkeiten wie Mehrsprachigkeit und interkulturelle Kompetenzen mit. Aufgrund der geringen Qualifikationsvoraussetzungen für eine Vielzahl der zu besetzenden Tätigkeiten besteht die Möglichkeit einer schnellen Integration in den Arbeitsmarkt durch gezielte Schulungs- und Ausbildungsprogramme. Die Beschäftigung von AsylbewerberInnen trägt nicht nur dazu bei, offene Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu besetzen, sondern schafft auch eine vielfältige und inklusive Arbeitsumgebung, die in der internationalen Tourismusbranche von großem Nutzen ist. Zusätzlich darf auch ein prognostizierter Wirtschaftsaufschwung der Branche aufgrund der wachsenden Zahl der Erwerbspersonen nicht vergessen werden.[1]

Beispiel: TourIK – Tourismus und Integration in Kärnten

Das Pilotprojekt TourIK  unter der wissenschaftlichen Begleitung der Fachhochschule Kärnten hat genau dies getestet. Die Ziele, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und zeitgleich eine Arbeitsmarktintegration für geflüchtete Menschen zu schaffen wurden dabei allesamt bestätigt.Im Rahmen des Projekts TourIK erhalten 30 junge AsylwerberInnen und Flüchtlinge die Chance, eine touristische Ausbildung zu absolvieren und so den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt zu schaffen. Zusätzlich wurde durch den Gästekontakt die Sensibilisierung der Bevölkerung im Umgang mit geflüchteten Menschen gefördert.[2]

[1]https://mediapool.hm.edu/media/fk14/fk14_lokal/forschungundprojekte/passport/passport_pdfs/deutsche_ausgaben/Passport_01_2016_FINAL.pdf

[2]https:// forschung.fh-kaernten.at/trans-space/files/2021/04/Einlegeblatt_TourIK_deutsch.pdf

[3]https://www.personalwerk.de/hr-wissen/glossaruebersicht/detail/news/5-tipps-wie-sie-quereinsteigerinnen-rekrutieren

[4]https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-658-13164-7.pdf

[5]https://www.zurich.de/de-de/geschaeftskunden/firmenwissen/mitarbeiterbindung

[6]https://karrierebibel.de/mitarbeiter-binden/

[7]https://www.fvw.de/touristik/vertrieb/innovative-reisebueros-mitarbeiter-binden–so-gehts-224899