Unternehmensnachfolge
Erfolgreiche Unternehmensnachfolge für Ihr Reisebüro
Während der ReiseZukunft-Impulsveranstaltung zum Thema
„Unternehmensnachfolge im Reisebüro: Planung, Ablauf und erfolgreiche Übergabe“
zeigten Frank Aepfelbach und Daniela Fischer von Selective Partners, wie Reisebüros die Herausforderungen bei der Nachfolgesuche meistern können. Dabei erhielten die Teilnehmenden eine strukturierte Übersicht über den gesamten Nachfolgeprozess – von der strategischen Planung über rechtliche und finanzielle Aspekte bis hin zur erfolgreichen Übergabe.
Sie beantworteten folgende Fragen:
Was sollten Sie vor der Unternehmensnachfolge beachten?
Welche Herausforderungen kommen auf Sie zu?
Wie können Sie den Wert Ihres Reisebüros sichern?
Welche Schritte sind notwendig?
Wer sich dem Thema Nachfolge nicht rechtzeitig widmet, riskiert den Verfall der selbst geschaffenen Unternehmenswerte.
Hier finden Sie die Präsentation und die Videoaufzeichnung des Webinars:
Was muss ich vor der Unternehmensfolge beachten?
Empfohlene Bereiche, die vor der Unternehmensnachfolge bedacht und geprüft werden sollten:
Analyse der finanziellen Performance der letzten 3–4 Jahre unter Berücksichtigung der Vor-Corona-Jahre (2018/2019)
Bewertung zentraler betriebswirtschaftlicher Indikatoren zur Unternehmensgesundheit
Identifikation bestehender Bürgschaften und potenzieller Risiken
Prüfung laufender Verträge mit Leasinggesellschaften und weiteren PartnerInnen
Klärung von Rückzahlungspflichten für Überbrückungshilfen oder KfW-Kredite
Qualität und Aktualität der Kundendaten als wertvolle Grundlage für den Geschäftserfolg
Bedeutung des mittelständischen Gruppengeschäfts für die Margensteuerung und Abhängigkeit von der Inhaberschaft
Sicherstellen, dass der Mietvertrag zu den gleichen Konditionen auf den Erwerbenden übertragbar ist; ggf. Rücktrittsmöglichkeiten prüfen
Identifikation und Bewertung von Investitionsstaus in Infrastruktur und Technologie
Einschätzung der Stabilität und zukünftigen Entwicklung der B2B-Kundenbasis
Welchen Herausforderungen muss ich mich stellen?
- MitarbeiterInnen & gesetzliche Vorgaben: Berücksichtigung arbeitsrechtlicher Bestimmungen und Mitbestimmungsrechte im Übergangsprozess.
- Nachfolgemodell: Entscheidung zwischen interner, familieninterner oder externer Nachfolge – Optionen wie Schenkung oder Veräußerung auf Rentenbasis prüfen.
- Veräußerungsform & Finanzierung: Beim Share Deal Nutzung des vorhandenen Eigenkapitals innerhalb der GmbH und Sicherstellung eines geregelten Mittelzuflusses für KäuferIn und VerkäuferIn
Der Schlüssel zu einer sicheren Unternehmensnachfolge: Sorgfältige Käuferprüfung
- Häufigster Fehler von VerkäuferInnen: Bevor potenzielle KäuferInnen angesprochen werden, ist eine umfassende Prüfung unerlässlich. Dazu gehören Bonität, Referenzen, Umsatzentwicklung, Geschäftsanteile, Zahlungsmodalitäten und Buchungsverhalten.
- Käuferscreening: Sorgfältige Auswahl und Evaluierung potenzieller KäuferInnen zur Minimierung von Risiken. Besondere Aufmerksamkeit gilt Kaufpreis, Zahlungsmodalitäten, Sicherheiten, Provisionsregelungen und vertraglichen Garantien.
- Insolvenzrisiko absichern: Sollte der/die KäuferIn liquidiert oder insolvent werden, kann es schwierig sein, den Kaufpreis zu erhalten – daher frühzeitig Schutzmaßnahmen treffen.
- Vertraulichkeit wahren: Abschluss einer NDA (Non-Disclosure Agreement), um sensible Unternehmensdaten zu schützen.
Absicherung des Kaufpreises
- Paragraph 6 Kaufpreis prüfen: Oft bezieht sich „gesamtes Vermögen“ nur auf das Eigenkapital der kaufenden GmbH (z. B. 25.000 €), was im Ernstfall unzureichend sein kann.
- Besser: Sicherstellen, dass sich die Verpflichtung auch auf das Vermögen der Gesellschafter der KäuferIn erstreckt, um eine höhere Sicherheit zu gewährleisten.
- Zwangsvollstreckungsklauseln genau prüfen: Ohne ausreichende Absicherung riskiert der/die VerkäuferIn, am Ende leer auszugehen.
- Notarielle Beglaubigung des Kaufvertrags: Ohne NotarIn kann die Durchsetzung des Kaufpreises später problematisch werden – eine notarielle Beurkundung schafft rechtliche Sicherheit.
Optimale Vorbereitung: Unternehmensbewertung und Käuferperspektive im Fokus
- Professionelle Aufbereitung & Bewertung: Eine strukturierte und übersichtliche Darstellung des Unternehmens ist essenziell. Alle relevanten Daten sollten geordnet und umfassend aufbereitet werden.
- Unternehmensdarstellung optimieren: Wie sieht der/die KäuferIn das Unternehmen? Welche Stärken und Potenziale sind für ihn entscheidend? Die Perspektive des Käufers/der Käuferin einnehmen, um den Betrieb attraktiv und nachvollziehbar darzustellen.
- Kaufpreishöhe realistisch begründen: Eine fundierte Bewertung sichert eine angemessene Preisvorstellung und verhindert Fehleinschätzungen – ein nachvollziehbarer Kaufpreis steigert die Verkaufschancen.
Feedback der Teilnehmenden
Danke für den umfangreichen Vortrag!
Vielen Dank - war sehr klar alles und hilfreich!
Vielen Dank für die Informationen.
Sehr interessant, danke
Q&A
Ein realistischer Kaufpreiskorridor lässt sich seriös bestimmen, wenn man die relevanten Kennzahlen wie Umsätze, Erlöse und Gewinne sorgfältig analysiert. Die richtige Verhandlungsstrategie ist entscheidend: Passt das Käuferprofil, kann es durchaus vorkommen, dass ein/eine KäuferIn bereit ist, einen überdurchschnittlichen Preis zu zahlen. Unternehmer bewerten ein Unternehmen oft anders als InvestorInnen – sie legen großen Wert auf den Umsatz, fokussieren sich aber häufig besonders auf Provisionserlöse, den Jahresüberschuss und den Gewinn.
Ein erfolgreicher Betrieb setzt sich aus einer Vielzahl an komplexen Faktoren zusammen. Es gibt daher leider keine einfache Antwort auf die Frage nach dem Kaufpreis. Reisebüros, die zwar den selben Umsatz aufweisen, werden trotzdem zu teilweise sehr unterschiedlichen Kaufpreisen verkauft. Natürlich sind erste Anhaltspunkte der vermittelte Außenumsatz, die Provisionserlöse sowie der erzielte Gewinn. Doch darüber hinaus betrachten Käufer auch die regionalen Wirtschaftsdaten um die Attraktivität des Standorts zu bewerten sowie Kundenkennziffern wie Stammkundenquote oder den durchschnittlichen Reisepreis. Außerdem wird das Thema Personal immer wichtiger. Reisebüros mit ausreichend Personalressourcen werden seltener, für solche Unternehmen kann dann auch ein höherer Kaufpreis aufgerufen werden.
Wichtig ist auch zu bedenken, dass nicht der Kaufpreis allein für den Verkäufer entscheidend ist. Zusätzliche monetäre Faktoren sind insbesondere auch die Provisionen für Buchungen, die bereits getätigt wurden, aber durch den Verkauf auf den Käufer übergehen. Hier benötigt es eine faire Regelung, sodass der Verkäufer diese Einnahmequelle nicht verliert. Auch wird in der Regel der Kaufvertrag um einen Berater- oder Anstellungsvertrag für den Verkäufer ergänzt, sodass dieser den Betrieb noch für einen limitierten Zeitraum weiter begleitet. Für diese Weiterbeschäftigung soll selbstverständlich auch ein angemessenes Honorar bzw. Gehalt fließen.
Das Finanzamt berücksichtigt bei der Unternehmensbewertung im Rahmen einer Betriebsübernahme die Umsatzentwicklung und Rentabilität, jedoch ohne gesonderte Berücksichtigung der Corona Jahre. Die Berechnung erfolgt auf Basis des Durchschnitts der letzten vier Jahre (2021–2025).
Bei einer familiären Betriebsübernahme gibt es entsprechende Freibeträge, die auch zu Lebzeiten genutzt werden können. Unabhängig von der steuerlichen Bewertung durch das Finanzamt gilt: Wenn ein/eine NachfolgerIn innerhalb der Familie ersten Verwandtschaftsgrades das Unternehmen nach der Übergabe mindestens zehn Jahre weiterführt, kann er von der Erbschaftsteuer weitgehend befreit werden.