Queeres Reisen

Queer und sicher unterwegs: Wie Reisen für die LGBTQIA+-Community inklusiver werden können

Queere Reisen sind ein wachsendes, relevantes Segment im Tourismus, das sich auf die spezifischen Bedürfnisse und Interessen der LGBTQIA+-Gemeinschaft konzentriert. Solche Angebote gehen über allgemeine Reisepakete hinaus und schaffen Räume, in denen queere Menschen ihre Identität frei und sicher erleben können.

Für queere Menschen birgt Reisen oft besondere Herausforderungen und Risiken, die sich aus gesellschaftlichen Vorurteilen, Diskriminierung oder sogar strafrechtlicher Verfolgung ergeben können. Viele Menschen nehmen das Privileg, frei und unbesorgt reisen zu können, als selbstverständlich hin. Für queere Personen kann jedoch jede Reise eine Abwägung zwischen Abenteuerlust und Sicherheitsbedenken sein. Der Wunsch nach Sicherheit ist dabei nicht nur ein Grundbedürfnis, sondern oft auch Voraussetzung dafür, dass Reisen zu einer bereichernden Erfahrung wird.

Reisebüros als Wegbereiter für queeren Tourismus

Reisebüros können eine Schlüsselrolle dabei spielen, den Tourismus inklusiver und sicherer zu gestalten. Sie haben die Möglichkeit, auf die spezifischen Bedürfnisse der LGBTQIA+-Community einzugehen und Angebote zu entwickeln, die sowohl Sicherheit als auch Wohlbefinden gewährleisten. Durch ihre Expertise können sie Reiseziele empfehlen, die queerfreundlich sind und Reisepakete zusammenstellen, die Safer Spaces schaffen – sei es durch die Wahl von Unterkünften, die nachweislich inklusiv sind, oder durch die Zusammenarbeit mit lokalen Anbietern, die eine offene und wertschätzende Haltung gegenüber queeren Gästen haben. Darüber hinaus senden Reisebüros, die queere Reisen aktiv bewerben, ein starkes Signal der Akzeptanz und Unterstützung. Sie tragen zur Sichtbarkeit der Community bei und fördern eine Tourismusbranche, die Vielfalt als Bereicherung begreift.

Queer-freundliche Destinationen und Unterkünfte

Reisebüros, die queere Reisen anbieten möchten, sollten besonderen Wert darauf legen, Destinationen zu identifizieren und auszuwählen, die offen und sicher für LGBTQIA+-Reisende sind und diese aktiv willkommen heißen. Eine enge Zusammenarbeit mit Hotels und Unterkünften, die LGBTQIA+-freundliche Richtlinien verfolgen und ihr Personal in Inklusion und respektvollem Umgang schulen, ist hierbei essenziell. So entsteht ein Reiseerlebnis, bei dem queere Menschen sich sicher fühlen und ihre Identität in einem Umfeld genießen können, das sie respektiert.

Unterschieden wird übrigens in Gay only und Gay friendly Hotels[1]:

  • Gay Only Hotels richten sich ausschließlich an queere Gäste und schaffen einen geschützten Raum, in dem sie unter Gleichgesinnten entspannen können. Diese Hotels legen besonderen Wert auf die Bedürfnisse der LGBTQIA+-Community und bieten oft gezielt thematische Angebote und Veranstaltungen.
  • Gay Friendly Hotels hingegen heißen Gäste aller Orientierungen willkommen, setzen aber bewusst ein Zeichen für Inklusion. Sie garantieren eine offene, respektvolle Atmosphäre und schulen ihr Personal im Umgang mit LGBTQIA+-Themen, ohne sich ausschließlich auf diese Zielgruppe zu beschränken.

Veranstaltungen und Pride-Reisen

Angebote, wie Reisen zu internationalen Pride-Events oder LGBTQIA+-Kulturfestivals bieten die Möglichkeit, an bedeutenden Events teilzunehmen und diese mit anderen queeren Reisenden gemeinsam zu erleben. Die Fluggesellschaft Condor bereitet auf ihrer Website beispielsweise ein Pride Month Reise Special auf, welche Flüge zu den beliebtesten Pride Events des Sommers auflistet.[2]

Auch TUI Cruises bietet 2024 bereits zum zweiten Mal eine queere Kreuzfahrt mit dem Thema „Liebe, Akzeptanz und Vielfalt“ an. Die komplett ausgebuchte Reise bekräftigt die Relevanz und die Nachfrage nach sicheren Urlaubserlebnissen und das Potenzial dieses Marktes.[3]

Sensibilisierung und Sicherheit für queere Reisende

Reisebüros können queeren Reisenden einen erheblichen Mehrwert in Bezug auf Sicherheit und Planung bieten, indem sie gezielt Informationen über Sicherheitsrichtlinien, akzeptierende Zielregionen und lokale Gesetze im Hinblick auf LGBTQIA+-Rechte bereitstellen. Im Vergleich zu selbstorganisierten Reisen können Reisebüros Beratung und Unterstützung anbieten. Besonders bei Reisen in konservativere Länder, in denen queere Rechte eingeschränkt oder potenziell gefährdet sind, können Reisebüros durch individuelle Beratungsangebote helfen, Risiken zu minimieren und kulturelle Gegebenheiten zu verstehen. Diese Unterstützung gibt queeren Reisenden die Sicherheit, dass sie ihre Reise mit dem Wissen antreten, wie sie potenziell schwierige Situationen vermeiden und ihren Urlaub sicher genießen können. Durch diese umfassende Vorbereitung wird das Reisen für queere Menschen erheblich vereinfacht und ihre Erfahrungen werden stressfreier und unbeschwerter.

Laut dem Gay Travel Index 2024, der 213 Staaten und Regionen mithilfe eines Punktesystems auf deren LGBTQIA+-Freundlichkeit prüft, liegen übrigens die fünf folgenden Staaten auf den 1., 2. und 3. Plätzen[4]:

  1. Kanada, Malta, Neuseeland, Portugal, Spanien
  2. Australien, Schweiz
  3. Deutschland, Dänemark, Island, Norwegen, Uruguay

Am unteren Ende der Skala befinden sich auch beliebte Reiseziele wie Tansania, Malaysia, Ägypten, Tunesien oder Marokko. Schlecht abschneidende europäische Länder sind beispielsweise die Türkei (Platz 143) und Polen (Platz 118). 

Das Auswärtige Amt bietet zwar beispielsweise grundlegende Hinweise für die Reisevorbereitung und das Verhalten vor Ort für queere Reisende, doch oft sind, abgesehen von dem sich von Land zu Land unterscheidenden Rechtsschutz für queere Personen, gerade persönliche Erfahrungsberichte die wirklich hilfreichen Informationen. In diesem Zusammenhang bieten Reisebüros den Vorteil, dass sie nicht nur aktuelle und länderspezifische Informationen bereitstellen, sondern auch auf Erfahrungen zurückgreifen können, um queeren Reisenden eine fundierte Beratung zu bieten.[5]

Durch die Integration queerer Reisen in ihr Angebot können Reisebüros also nicht nur gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, sondern sich auch auf einem wachsenden Marktsegment positionieren, das zunehmend an Relevanz gewinnt.

[1]https://gays.reisen/2020/05/27/urlaub-in-gay-only-oder-gay-friendly-hotels-was-ist-da-der-unterschied/

[2]https://www.condor.com/de/entdecken/pride-month.jsp/

[3]https://www.meinschiff.com/de/trips/7-naechte-oestliches-mittelmeer-mit-korfu-MSF2425SEE?adults=2&children=0&routeCode=Mittelmeer+mit+Korfu&date=06.09.2024%2C13.09.2024&ship=Ms5&sort=dateMin&page=1&listPos=1&trackingName=minStartDate%3DFri+Sep+06+00%3A00%3A00+CEST+2024%7CmaxStartDate%3DFri+Sep+13+00%3A00%3A00+CEST+2024%7CpartyAdults%3D2%7CpartyChildren%3D0%7CshipCodes%3DMs5

[4]https://spartacus.gayguide.travel/gaytravelindex.pdf

[5]https://www.auswaertiges-amt.de/de/service/fragenkatalog-node/-/2223322